DIE LIEFERANTEN
„ALLE WORTE TANZEN“ 06.08.2021
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Seit Die Lieferanten aus Münster im April ziemlich spontan eine ziemliche Menge Leute via Rundfunk und Internet in die „Realität“ entführten, stapeln sich hier entsprechende Fragen – nach Story, Hinter- und Beweggründen und, ja,… vor allem auch… nach Namen. Also jetzt mal:
Die Lieferanten? Warum geben sich Bands überhaupt Namen mit einem Artikel davor? Ist das ein Eigenname oder darf ich das deklinieren?! Und lasst mich raten: die liefern jetzt richtig großartige neue Musik! Ja, klar. Ich kann es nicht mehr hören – schon wieder eine Band, die versucht einen Pop-Song als etwas Neues zu verkaufen. Ständig diese Presseinfos, die verzweifelt nach Formulierungen suchen, um den vermeintlich heißen Scheiß an die Lesenden zu bringen. Und echt ALLES ist schon da gewesen: wieder sind die Zeilen bedeutungsschwanger aufgeladen und prasseln wie Regen auf die Hörenden ein. Wieder steht da eine Hook am Anfang des Refrains, die einen mit Lasso und Enterhaken freudig erwartet. Wieder umschmiegen groovige Bassline und drückende Drums die stets etwas zu funkige Gitarre, die selbst wiederum einer derben Synthiewand gegenübersteht. Und wieder bilden mitreißende Melodien und innerlich zerrissene Lyrics vermeintliche Gegensätze, die sich aneinander reiben wie das leicht-lässige Lebensgefühl der Generation Škoda an der verkopften Selbstreflexion und den bleischweren Gedanken dauerfrustrierter „No Future“ Aktivisten.
Und trotzdem funktioniert das und alle Leute tanzen, bzw. – falsch – „Alle Worte tanzen“.
Das klingt gleichzeitig nach Kinderzimmer und Deutsch Leistungskurs, nach „Put On Your Dancing Shoes“ und „Nur ein Wort“, nach mitgrölen und schweigen.
Und überhaupt: wenn schon etwas mitteilen, dann doch bitte möglichst einfach. Weshalb so kryptisch und subtil? „Beim miteinander Reden tritt die Sprache auf der Stelle.“ Phuuh, anstrengend. Aber warum kann man trotzdem gleich so gut mitsingen?! Schon eigenartig und irgendwie… neu!?
Während die Worte im Kopf tanzen hilft am Ende dann doch nur die gute alte Gitarre als Ausdruck von Gedanken oder gar als Ausweg.
Die Lieferanten (die sich übrigens gerne deklinieren lassen & nicht nur das) fangen ein Lebensgefühl der Widersprüche ein und verpacken es in ein ziemlich freshes und bangendes Stück Popmusik.
Punkt.